Installation eines ForestGEO-Megaplots auf der Reiteralpe - Einfluss des Klimawandels auf subalpine Waldökosysteme

Klimawandel in den Alpen

Die Klimaerwärmung ist im Hochgebirge schneller und deutlicher zu spüren als im Flachland. In atemberaubender Geschwindigkeit ändern sich die Bedingungen für die besonders vielfältigen Lebensgemeinschaften in den Alpen. Seit der letzten Eiszeit haben relative Kälte und das Fehlen hochintensiver Landnutzung dazu geführt, dass viele Arten sich hinterher zurückgezogen haben und überdauern konnten. Die wechselnde Orographie mit großen Höhengradienten sorgt für kleinräumigen Nischenreichtum. Auch dadurch finden sich hier besonders artenreiche Gesellschaften.

Mit fortschreitendem Klimawandel ändern sich die Lebensbedingungen für diese, häufig hochspezialisierten, Arten sehr schnell. Ob sich das Ökosystem ebenso schnell anpassen kann, ist fraglich. Die Zusammenhänge sind vielfach noch nicht klar. So könnte etwa Wassermangel die landläufig zu erwartende Verlängerung der Vegetationsperiode ins Gegenteil kehren. 

ForestGEO

Das Forest Global Earth Observatory (ForestGEO) ist ein globales Netzwerk von Waldforschungsstätten und Wissenschaftlern, die sich der Erforschung der Funktion und Vielfalt tropischer und gemäßigter Wälder widmen. Das multi-institutionelle Netzwerk umfasst 72 Waldforschungsstandorte in Nord- und Südamerika, Afrika, Asien, Europa und Ozeanien. ForestGEO überwacht das Wachstum und Überleben von etwa 6 Millionen Bäumen und fast 13.000 Arten, die in den Waldforschungsgebieten vorkommen. ForestGEO unterstützt auch Initiativen an den Versuchsstandorten zur Überwachung von Klima, Kohlenstofffluss, Wirbeltieren, Insekten, Bodenmikroorganismen und vielem mehr.

ForestGEO soll die globalen Wälder vollständig repräsentieren und hierfür ein Netzwerk an Versuchsflächen bilden, das Standorte in tropischen und gemäßigten Klimazonen umfasst. Intensität und Umfang des Netzwerks sind in der Forstwissenschaft beispiellos. Zusätzlich zur klassischen Waldinventur, die das Wachstum und die Sterblichkeit von Bäumen an jedem Waldstandort verfolgen, verfolgt ForestGEO mehrere wissenschaftliche Initiativen zur Untersuchung der Kohlenstoffflüsse, der Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt und der Waldfunktion.

Mit dem GLORIA-Netzwerk gibt es bereits einen starken Verbund für alpine Ökosysteme oberhalb der Baumgrenze. Durch dieses Projekt kann die Lücke hierzu wieder ein Stück kleiner werden.

Reiteralpe

Mit dem einzurichtenden Megaplot auf der Reiteralpe soll nun ein weiterer Baustein hinzukommen. Der Standort zeichnet sich durch seine Lage gleich an zwei Grenzen aus. Zum einen wird ein Höhengradient aufgespannt, der die Baumgrenze umfasst und in den höheren Teilen in die Krummholzzone reicht. Zum anderen bildet die Reiteralpe den nördlichen Arealrand der Lärchen-Zirbenwälder in den Alpen. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel bieten sich hier ungeheure Möglichkeiten, die zu erwartende dynamische Veränderung zu beobachten.

Die Reiteralpe liegt zugleich in der Kernzone des Nationalparks Berchtesgaden und ist Naturwaldreservat. Die Pflanzengesellschaften des Karstplateaus sind wesentlich auf bislang hohe Niederschläge, auch in der Vegetationsperiode, angewiesen.

Die bereits bekannten Daten aus der regulären Inventur des Nationalparks Berchtesgaden reichen bei weitem nicht aus, um die Anforderungen des ForestGEO-Netzwerks erfüllen zu können. Deshalb ist eine detaillierte Inventur der neu einzurichtenden Versuchsfläche nötig.