13.03.2021

Christian Schnurr gewinnt den GAIA Masters Student Paper Award 2021


Die Zeitschrift GAIA – Ökologische Perspektiven für Wissenschaft und Gesellschaft ehrt jedes Jahr die besten Forschungsarbeiten von Masterstudierenden mit dem GAIA Master Student Paper Award. Im Zentrum steht dabei die interdisziplinäre Analyse von Umwelt- und Nachhaltigkeitsproblemen.

Den geteilten Preis für das Jahr 2021 gewann Christian Schnurr mit seiner Arbeit Naturprodukte im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit. Schnurr thematisiert darin den Umstand, dass mehr und mehr Naturprodukte in ihrer molekularen Struktur aufgeklärt und technisch nachgestellt werden können. Was zum Beispiel im Rahmen der synthetischen Herstellung von Fruchtaromen (der Erdbeerjoghurt ohne Erdbeeren) schon seit langem bekannt ist, erhält aktuell vor allem durch die Diskussion über ‚artificial meat‘, also im Labor gezüchtetes Fleisch, neue Aufmerksamkeit. An der TUM School of Life Sciences beschäftigt sich insbesondere der Lehrstuhl für molekulare Sensorik mit der Entschlüsselung der chemischen Signatur von Naturprodukten.

Die gesellschaftliche Wahrnehmung technisch reproduzierter Lebensmittel (also beispielsweise künstlicher Aromen oder Laborfleisch) ist vor allem relevant, wenn es um deren Vermarktung geht. Oft stehen dem Verkaufserfolg negative Urteile von Verbrauchern im Weg, wie beispielsweise „natürlich ist mir lieber als künstlich“ oder „Lebensmittel aus dem Labor sind mir suspekt“. Diese gesellschaftlich verbreiteten Konzepte von Natürlichkeit oder Fremdartigkeit entziehen sich den Möglichkeiten einer naturwissenschaftlich-technischen Analyse.

Schnurr schlägt deshalb vor, die Frage was ein ‚künstliches‘ Naturprodukt vom ‚natürlichen‘ unterscheide, als ästhetische Fragestellung aufzufassen. In der Kunsttheorie sind ähnliche Fragen, beispielsweise worin sich ein originales Kunstwerk von seiner technischen Reproduktion per Kunstdruck unterscheide, bereits seit über hundert Jahren ein Thema. Insbesondere der Aufsatz des deutschen Philosophen Walter Benjamin Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit bietet gute Grundlagen, um daraus Schlüsse für künstlich hergestellte Naturprodukte zu ziehen.

Der Aufsatz erscheint demnächst in überarbeiteter Fassung in der Zeitschrift GAIA.