EASO-Friedrich-Wassermann-Preis 2021 an Prof. Dr. med. Hauner verliehen | Forschung
Für seine lebenslange Leistung in der Adipositasforschung erhielt Prof. Hans Hauner vom Else Kröner Fresenius Zentrum für Ernährungsmedizin (EKFZ) der TUM den diesjährigen Friedrich Wassermann Preis. Die Auszeichnung erfolgte im Rahmen des European Congress on Obesity, der Anfang Mai als digitale Konferenz stattfand.
"Ich fühle mich sehr geehrt, diesen prestigeträchtigen Preis der EASO (European Association for the Study of Obesity) zu erhalten", so der Ernährungsmediziner Hauner, der auf jahrzehntelange Forschungsarbeit auf diesem Gebiet zurückblicken kann:
Bereits seit seinem Medizinstudium ist er fasziniert von der komplexen Regulation des menschlichen Stoffwechsels. Besonders interessiert ihn, wie der menschliche Körper Nährstoffe auswählen und nutzen kann und wie diese die menschliche Gesundheit beeinflussen.
Im Jahr 1987 beschrieb der Ernährungsmediziner zum ersten Mal die In-vitro-Differenzierung menschlicher Adipozytenvorläufer. Durch Optimierung der Kulturbedingungen für menschliche Zellen gelang es ihm eine Methode zu entwickeln, welche in der Adipositasforschung immer noch weit verbreitet ist.
Mit Hilfe der leistungsstarken, neuen Technologie der genomweiten Assoziationsstudien konnten zwischenzeitlich zahlreiche neue genetische Loci in Bezug auf Krankheiten und andere Phänotypen entdeckt werden. Hier gelang es dem Wissenschaftler mit seinem Team und seinen Kooperationspartnern facettenreiche Erkenntnisse hinsichtlich der Charakterisierung genetischer Varianten für Adipositas und Diabetes zu gewinnen und entsprechend in Fachzeitschriften wie Cell und NEJM zu veröffentlichen.
Neben diesen grundlagenwissenschaftlichen Fragestellungen interessierte er sich auch für klinische Ernährungsforschung und führte während seiner Tätigkeit am EKFZ auch verschiedene Interventionsstudien durch.
Bei der GeliS-Studie, die von der Else Kröner Fresenius Stiftung gefördert wird, sollte beispielsweise untersucht werden, inwiefern eine übermäßige Gewichtszunahme während der Schwangerschaft bzw. Adipositas bei Kindern durch Lebensstilberatung vermieden werden kann (Ergebnisse unter anderem veröffentlicht unter BMC Medicine 2019). Weitere Einblicke in seine Studien zu vielen verschiedenen Themen im Zusammenhang mit Adipositas bzw. die wichtigsten Ergebnisse seiner Forschung erhalten Sie hier.
Angesichts der zu beobachtenden nationalen Adipositasentwicklung gibt der Wissenschaftler zu bedenken, dass nicht nur Kinder betroffen sind, sondern die Gesellschaft an sich. Er geht davon aus, dass die Adipositas-Epidemie nicht gestoppt werden kann, wenn die Menschen nicht in der Lage sind, ihren Lebensstil rund um den Globus zu ändern. Grundlegende Änderungen sind aus seiner Sicht erforderlich, um Ernährung und Lebensstil auf gesellschaftlicher Ebene zu verbessern und verantwortungsvoller zu gestalten. Insbesondere das Angebot an hochverarbeiteten Lebensmitteln und energiereichen Getränken sowie der allgemeine Mangel an körperlicher Aktivität im täglichen Leben sieht er kritisch und hofft, dass der Vorstoß der Klimaschutzinitiativen auch eine Debatte darüber ermöglichen wird, wie wir essen und was wir essen.