Bereitstellung von Informationsmaterial über die Tuberkulose beim Rotwild

Die vorliegenden Studie zu Tuberkulose bei Wildtieren stellt die aktuell verfügbare Literatur im Zeitraum von Januar 2011 bis Mai 2019 zum Themenbereich Tuberkulose bei Wildtieren in Europa mit den Determinanten Verbreitung, Übertragung und Management zusammen. Nach der Durchführung der Literaturstudie lassen sich die Forschungsfragen zur Verbreitung der bovinen Tuberkulose in Europa folgendermaßen beantworten: In Europa konnte seit 2011 16 verschiedenen Wildarten 11 unterschiedlichen Ländern Tuberkulose festgestellt werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Forschung zeigen, dass die Tuberkulose bei Wildtieren ist in fast allen untersuchten europäischen Ländern bei mindestens einer Wildart aufgetreten ist. Besonders Dachse (Meles meles) sind auf der britischen Insel aber auch in regionalen Gebieten in Frankreich sowie in Spanien mit Tuberkulose infiziert. Wildschweine (Sus scrofa) und vereinzelt Damwild (Dama dama) sind in Spanien, Portugal und Teilen Italiens endemisch, zusätzlich wurden in der Schweiz, Frankreich und Polen bTB positive Wildschweine festgestellt. Tuberkulose erkranktes Rotwild (Cervus elaphus) wurde vor allem im deutsch-österreichischen Alpenraum nachgewiesen. Dort wurden besonders im Lechtal starke Befallsraten gefunden. In Bayern war das Tuberkulose Vorkommen auf das Oberallgäu sowie auf das Karwendel begrenzt. Im Oberallgäu wurde Tuberkulose neben Rotwild auch bei Rehwild nachgewiesen. Weiterhin wurde Tuberkulose bei verschiedenen Carnivoren, verteilt in ganz Europa, festgestellt. Besonders der Wolf (Canis lupus) in Polen ließ sich als möglicher Vektor der Tuberkulose beschreiben.

Aktuell gelten Rotwild in den österreichischen / bayerischen Alpen, Wildschweine in Spanien und Frankreich sowie Dachse in England als Erregerreservoire.

Die Ergebnisse der Studie können für regionale sowie tierartenspezifische zukünftige Tuberkulosemonitorings verwendet werden. Weiterhin kann die Studie auf Lücken in der Tuberkuloseüberwachung aufmerksam machen. Vermehrtes Auftreten von Tuberkulose bei Wildschweinen und Dachsen in Frankreich und der Schweiz an der Grenze zu Deutschland, legen eine Tuberkuloseuntersuchung in diesem Gebiet auf deutscher Seite nahe.

Des weiteren wurde der Frage nachgegangen, welche Risikofaktoren bei der Übertragung der bovinen Tuberkulose im Ökosystem bekannt sind.

Die Ergebnisse der Forschung zeigen, dass die Tuberkulose direkt von Tier zu Tier über die Luft aber auch indirekt durch kontaminierte Schnittstellen übertragen werden kann. Risikofaktoren können sich gegenseitig beeinflussen und verschieben sich je nach Region, Jahreszeit, Tierart, Populationsgröße und landwirtschaftlicher Nutzung über das Jahr hinweg. Je häufiger Wildtiere die Schnittstellen kontaktieren, desto höher ist die Infektionsgefahr. Schnittstellen in der Natur können z.B. Wasserstellen oder Äsungsflächen sein. Dabei variiert das Risiko einer Infektion mit dem Sozialverhalten der jeweiligen Tierart. Wildtiere, welche große soziale Gruppen bilden, haben ein erhöhtes Risiko sich zu infizieren. Wildtiere, die territorial auftreten und sich im Kampf infizieren, dienen als Vektor der Tuberkulose zu anderen sozialen Gruppen. Steigt die Wilddichte an, so erhöhen sich die Kontaktraten an den Schnittstellen und das Risiko einer Infektion steigt. Wird Futter für Wildtiere ausgebracht, steigt die lokale Wilddichte überproportional an, der Stress der Tiere nimmt zu, das Immunsystem wird dadurch geschwächt und die Tiere werden anfälliger für eine Tuberkuloseinfektion. Weiterhin wird durch das Ausbringen von Futter die inter- sowie intraspezifische Kontaktrate erhöht und das Risiko einer direkten Infektion über die Luft oder einer indirekten Infektion über das Futter steigt.

 

Tuberkulose in Wildtierpopulationen auszulöschen konnte bisher nicht erreicht werden. Durch die Analyse der Literatur sind drei wesentlich Managementstrategien zur Eindämmung der Tuberkulose herausgearbeitet worden. 

·      Präventivmaßnahmen können einem Eintrag der Tuberkulose entgegenwirken. Ein mechanischer Ausschluss der Wildtiere durch Verbauung der Schnittpunkte, kann das Risiko senken.

·      Die Reduktion der Tuberkulose „maintenace host-Arten“ kann die lokalen Befallsraten um bis zu 48 % senken. Voraussetzung hierfür ist eine tierartspezifische, in ausreichend großen Umfang sattfindende, sich über einen ausreichenden Zeitraum erstreckende sowie flächendeckende Reduktionsmaßnahme.

·      Das Impfen gegen eine Tuberkuloseinfektion bei Wildtieren hat bei ersten Untersuchungen eine Resistenz von bis zu 76 % gezeigt. 

 

Eine Maßnahme alleine konnte in keinem Gebiet die Tuberkulose bei Wildtieren auslöschen. Für eine realistische Erfolgschance, die Tuberkulose aus Wildtierbeständen zu entfernen, sollte eine Kombination aus diesen drei Strategien durchgeführt werden. Die Bekämpfung der bovinen Tuberkulose bei Nutz- und Wildtieren ist für die öffentliche Gesundheit, die Wirtschaft und den Naturschutz von globaler Bedeutung.

 

Das Projekt wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert

 

 

 

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