Provide – Kreislaufwirtschaftsprinzipien für den Nahrungsmittelsektor
Prognosen zufolge wird die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2060 auf über 9 Millionen Menschen ansteigen. Folglich wird der Lebensmittelbedarf sowie die Nachfrage nach hochwertigem Protein stetig steigen, während zeitgleich verfügbare Umweltressourcen in der Agrarproduktion abnehmen. Um den erwarteten Mehrbedarf an Nahrungsmitteln decken zu können, müssen ressourceneffizientere Kreislaufwirtschaftsprinzipien in der Nahrungsmittelkette etabliert werden, welche die hohe Verschwendung von Restrohstoffen in der Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung minimieren und somit zur langfristigen Sicherung der Welternährung beitragen. Die durch die FAO auf 45% der jährlichen globalen Abfallmenge geschätzten Verluste landwirtschaftlicher Lebensmittel-Rest-Rohstoffe könnten effizienter verwertet werden, wenn diese als Quelle wertvoller Inhaltsstoffe wie Proteinen, Lipiden, Vitaminen, Ballaststoffen, Polyphenolen oder Antioxidantien eingesetzt und für die Anreicherung konventioneller Lebensmittel verwendet werden.
Das Hauptziel von PROVIDE ist deshalb die Aufwertung der bei Lebensmittelproduktionen anfallenden Nebenprodukte, um neue hochwertige Zutaten für Backwaren zu gewinnen und somit eine nachhaltigere und zirkuläre Lebensmittelproduktion zu fördern. Der Fokus soll hierbei insbesondere auf „grünen“ Technologien liegen, sodass biologische Ausgangsstoffe auch nach der Produktion als „biologisch“ bezeichnet werden dürfen.
Im Speziellen sollen hierfür folgende Einzelziele erreicht werden:
- Identifizierung nährstoffreicher und bioaktiver landwirtschaftlicher Abfall- und Nebenprodukte und Analyse des Nährwertprofils
- Aufwertung von Abfällen und Nebenprodukten sowie Erhöhung der Effizienz und Nachhaltigkeit konventioneller technologischer Prozesse, die bei der Bäckereiproduktion eingesetzt werden
- Förderung zirkulärer und abfallfreier Lebensmittelsysteme und Entwicklung von Modellen für verantwortungsvolle Forschung und Innovation
- Entwicklung von Strategien zum Transfer der neu entwickelten Produkte auf den Markt, zur Erleichterung des Technologietransfers und zur Förderung der Verbraucherakzeptanz
An PROVIDE sind insgesamt sechs Forschungsstellen aus Italien, Norwegen, Rumänien, Marokko und Deutschland beteiligt:
- TUM Lehrstuhl für Analytische Lebensmittelchemie, Deutschland
- ENEA (Italian Agency for new Technologies, Energy and Sustainable Economic Development), Italien
- IBA (National Institute of Research and Development for Food Bioresources), Rumänien
- Chouaib Doukkali University, Marokko
- NTNU (Norwegian University of Science and Technology), Norwegen
- BioRomania (Association of Operators in Organic Farming), Rumänien
Das Projekt ist insgesamt in 10 Arbeitspakete (WPs) gegliedert (s.u.). Der TUM Lehrstuhl für Analytische Lebensmittelchemie wird hierbei die Koordination von PROVIDE übernehmen und das WP1 (Projektmanagement) leiten. Zudem übernimmt der Lehrstuhl für analytische Lebensmittelchemie die Leitung von WP3 (Qualität und Sicherheit der Stoffe), in welchem die Rohstoffe und Endprodukte hinsichtlich Qualität, Lebensmittelsicherheit und ernährungsphysiologischem Zusatznutzen bewertet werden. Weitere Beiträge erfolgen in WP2 (Kartierung wertvoller Rohstoffabfälle), WP4 (Technologische Innovationen bei der Lebensmittelverarbeitung), WP5 (Charakterisierung von Verbindungen mit Zusatznutzen, WP6 (Praxisanwendung), WP7 (Nachhaltigkeit), WP8 (Verbraucherakzeptanz und Produkteinführung) und WP10 (Wissenstransfer und Kommunikation).